Google investiert in Deutschland

Google will in Deutschland investieren und neue Rechenzentren bauen. Aber das hat mehrere Implikationen, wie ich zumindest versuche in meinem ersten wirklich politischen Stück auszubreiten.

Der Plan

Google plant in Deutschland, genauer gesagt vorwiegend in Hessen, 5,5 Milliarden Euro über die nächsten vier Jahre in neue Rechenkapazitäten und Infrastruktur zu investieren. Was Lars Klingbeil als "echte Zukunftsinvestitionen in Innovationen, künstliche Intelligenz, die klimaneutrale Transformation und zukünftige Arbeitsplätze in Deutschland" lobt kann für uns aber nach hinten losgehen.

Umweltschutz

Beginnen wir mit dem Umweltschutz. Beim Spiegel heißt es in einer Zwischenüberschrift "Verpflichtung zum Umweltschutz". Ich bin mir nicht sicher, aber nach dem Artikel und der schnellen Recherche die ich gemacht habe, handelt es sich hierbei nur um eine Selbstverpflichtung. Wobei ich Google gar nicht absprechen möchte, dass sie einiges in Sachen Umweltschutz umsetzen werden. Sie arbeiten wohl mit der Firma Engie zusammen, die auf klimaneutrale Stromerzeugung und Speicherung spezialisiert ist. Außerdem gehe ich im Moment, da ich nichts anderes gelesen habe, davon aus, dass ein modernes Rechenzentrum über einen möglichst schonenden geschlossenen Wasserkreislauf verfügt. Auch die Partnerschaft mit EVO, der Energieversorgung Offenbach, die die Abwärme als Fernwärme weiter nutzen will, ist bestimmt ein großes Plus für den Umweltschutz und sinnvoll.

Probleme

Strom

Und damit sind wir dann bei den Problemen angelangt. So ein Rechenzentrum benötigt Strom. Und nicht wirklich wenig davon. Google sagt zwar, dass sie im nächsten Jahr 85% ihres Stroms aus erneuerbaren Energien beziehen, dazu möchte ich zwei Dinge anfügen: - Laut Spiegel hat Algorithmwatch für 2024 berechnet, dass Google in ihren Rechenzentren nur 68% erneuerbare Energien genutzt hat, wenn man eine stundenbasierte Berechnung anlegt[^1]. Sollte Google also 85% erneuerbare Energien nach stündlicher Betrachtung[^2] anstreben, wäre dies ein ziemlicher Sprung. - Soll das neue Rechenwerk, laut heise wohl erst im Jahr 2027 an den Start gehen. Das wäre also für diese Zahl gar nicht berücksichtigt.

Auch wird diese Zahl wohl dadurch erreicht, dass zusätzliche Produktion von erneuerbarer Energie aufgebaut wird. Das ist erst einmal ein klarer Gewinn, die notwendigen Anlagen belegen aber logischerweise auch Standorte für ebendiese Energie. Aber das nur am Rande.

Im Endeffekt wird es also darauf hinauslaufen, dass ein zusätzlicher großer Abnehmer von Strom auch dafür sorgen wird, dass unser Strompreis, indirekt durch Verträge, die Druck auf das Merit-Order-Prinzip ausüben, eher steigen wird, weil Google in ohnehin schon knappen Zeiten zusätzlichen Strom aus dem Netz nachfragen wird.

Abhängigkeit

Ein Ziel, das man Google unterstellen kann, ist es natürlich auch, die Abhängigkeit der EU von ihren Produkten zu erhöhen. Und das in einer Zeit, in der sich endlich einige dafür aussprechen, von den USA und ihren Konzernen in digitaler Hinsicht unabhängig zu werden. Das kann natürlich vom Timing her Zufall sein. Am 18.11. soll der Gipfel für digitale Souveränität in Berlin stattfinden, zu dem Deutschland und Frankreich geladen haben.

Aber 5,5 Milliarden!?

Auch muss man ganz klar sagen, dass zumindest von dem Geld, das in den Bau des neuen Rechenzentrums gesteckt werden soll, wie Digitalexpertin Frederike Kaltheuner bei den Tagesthemen bemerkte, ein großer Teil (70%) wieder nach Amerika zurückfließt. Denn für so ein Rechenzentrum braucht man sehr viele Chips, die in Deutschland nicht gebaut werden.

Und Arbeitsplätze wird es in dieser Hinsicht wahrscheinlich auch nicht dauerhaft geben. Klar, Bauarbeiter braucht man, aber nur temporär und die fänden bestimmt auch andere Stellen, wo sie arbeiten könnten. Aber ein Rechenzentrum beschäftigt, so Frau Kaltheuner, im Schnitt nur 12 Personen dauerhaft!

[^1]: Nein, ich bin in der Materie nicht so drin, und es tut mir leid, wenn ich etwas falsch darstelle. Ich gebe es wieder, wie ich es verstanden habe.

[^2]: Wofür es keinen eindeutigen Hinweis gibt.